Das Instrument von SängerInnen ist ihr Körper. Indirekt gilt dies auch für Musiker. Atemfreiheit und ökonomische Körperhaltung bei der Ausübung ihrer Tätigkeit sind deshalb nicht nur für ihre Gesundheit, sondern auch für die Qualität ihres künstlerischen Ausdrucks mitentscheidend.
Gerade Berufsmusiker sind durch eine einseitige Körperhaltung oft Dauerbeanspruchungen ausgesetzt. So führt z.B. die Körperhaltung, welche professionelle Geiger ständig einnehmen müssen, nicht selten zu chronischen Nacken- und Schulterverspannungen, verbunden mit einer Drehung des rechten Oberkörpers nach vorn. Dies ist nicht nur mit unangenehmen Empfindungen verbunden, es beeinträchtigt auch die Feinheiten der Tonfärbung.
Nach Jahren der Berufspraxis kann es leicht geschehen, dass der gesamte Körper aus dem Gleichgewicht gerät, deutlich sichtbar an angespannter Haltung und Bewegung, weniger deutlich spürbar aber auch an diffusen Störungen, Schmerzen, im psychischen Befinden bis hin zu regelrechten Krankheiten, deren Zusammenhang mit der veränderten Körperhaltung kaum noch erkennbar ist.
Für eine strukturelle Sichtweise, die den Körper in seinem gesamten Beziehungsgefüge betrachtet, sind diese Beziehungen allerdings offensichtlich.
Der amerikanische Pianist Leon Fleisher konnte jahrelang seinen Beruf nicht mehr ausüben aufgrund von gesundheitlichen Problemen mit den Händen. Rolfing® war für ihn ein wichtiger Teil der Lösung dieser Probleme, sodass er heute wieder Konzerte geben kann.
Eine große Rolle spielen für Musiker berufsspezifische Stressfaktoren wie Leistungsdruck und Lampenfieber, die sich in Anspannung und Atemproblemen niederschlagen.
Neben der Aufarbeitung entstandener Probleme durch manuelle Arbeit am Muskel- und Fasziengewebe geht es beim Rolfing darum, gemeinsam nach Möglichkeiten der vorbeugenden Haltungsverbesserung zu suchen.
Evelyn M., eine junge Sängerin, erzählt über ihre Erfahrungen:
„Vor dem Rolfing fühlte ich mich oft blockiert beim Singen. Beim Vorsingen hatte ich solche Angst zu versagen, dass Hals und Brustkorb richtig zu waren. Besonders, wenn es um höhere Töne ging. Etwa ab der vierten Rolfing-Sitzung merkte ich, dass ich gelassener wurde. Außerdem konnte ich mehr vom Herzen her singen, statt in aufgesetzte Posen zu gehen. Ich gelernt, meinen Körper als Teil meiner Person zu erleben anstatt als Maschine, die Ergebnisse produzieren soll. Ganz wichtig war, dass ich durch das Rolfing mehr Zugang zu meiner Weiblichkeit gefunden habe. Das hat es mir viel leichter gemacht, im Ausdruck freier und authentischer zu sein.“
Für Maria B., eine Opernsängerin, war das Rolfing ebenfalls ein wichtiger Entwicklungsschritt. Sie berichtet:
„Mein Hauptproblem war immer, dass ich beim Singen oft den Kontakt zu meinem Körper und zum Boden verloren hatte. Darüber hinaus war meine Atmung zu sehr kontrolliert. Das erste, was ich im Verlauf der Rolfing-Sitzungen spürte, war ein enormer Bewegungsdrang. Ich begann wieder zu joggen und öfter tanzen zu gehen. Dann merkte ich beim Singen, wie mein Atem langsam freier wurde und mehr durch den ganzen Körper durchging. Was mich am meisten freut, ist, dass ich mich heute besser zum Boden orientieren kann, Durch diese Verbindung nach unten fühle ich mich sicherer und mehr bei mir selbst.“
Florian T., ebenfalls Opernsänger, konnte seine Stimme durch Rolfing verbessern:
„Als ich zum Rolfing kam, ging es mir nicht darum, irgendwelche Stimmprobleme zu beheben, sondern meine Rückenschmerzen loszuwerden. Rolfing bewirkte tatsächlich ein Verschwinden meiner Schmerzen. Was mich aber noch mehr beeindruckte, war – rückblickend betrachet – die Tatsache, dass sich meine Stimme im Verlauf des Rolfing-Prozesses verbesserte und veränderte. Ich bemerkte eine zunehmende Freiheit bei der Einatmung und eine vermehrte Resonanz mit größerer Ton“tiefe“. Um meine Luftröhre erweiterte sich die Bewegungsmöglichkeit. Es wurde weniger herausfordernd, Gefühle durch meine Stimme auszudrücken. Ich erlebte größere Leichtigkeit beim Singen von hohen Tönen. Das war insofern interessant, weil mein erster Gesangslehrer mich irrtümlicherweise als Bariton trainierte. Später retrainierte ich zu meiner tatsächlichen Stimme – Tenor. Dieser Übergang geschah schon vor meiner ersten Rolfing-Sitzung, aber größere Durchbrüche in der Hinsicht geschahen während des Rolfing-Prozesses. Besonders bemerkenswert war: nach der siebten Sitzung entspannten sich der Zungengrund und die Strukturen um die Luftröhre und mein Gesang konnte leichter von einem abgedunkelten in einen freien dynamischen Ton wechseln.“
Michael Köllner, Klavierpädagoge, berichtet:
„In meinen Zwanziger Jahren litt ich sehr unter permanenten Rückenschmerzen. Als Musiker machten mir diese das Leben schwer. Selbst kürzeres Üben am Klavier musste ich immer wieder unterbrechen, um meinen Rücken zu entlasten. Manche Stücke waren mir nicht möglich zu spielen, die Muskulatur in den Armen und Fingern verkrampfte sich, und ich konnte diese Problematik auch durch veränderte Technik nicht lösen.
Ich hatte bis dorthin schon sehr vieles ausprobiert: Physiotherapie, manuelle Therapie, Massagen, Akupunktur und vieles mehr. Das meiste half kurzfristig, aber es war immer nur eine Symptomlinderung, die irgendwann verschwand.
Bei meiner Suche nach Hilfe stieß ich auf das Rolfing, das damals in Deutschland in den 90ern noch relativ unbekannt war. Gegen meine Erwartung gab es tatsächlich bereits Rolfer*innen in Freiburg. So startete ich mit Rolfing und absolvierte die 10 Grundsitzungen in 14tägigem Abstand. Der Körper und die Psyche benötigten die Zeit zwischendrin, um die Veränderungen und neuen Informationen zu verarbeiten und einzubauen.
Das Ergebnis war überwältigend: meine Rückenschmerzen verschwanden, und dies hielt über 10 Jahre lang an! Ich konnte nach Abschluss der Sitzungen auch die Stücke ohne Verkrampfungen spielen, die ich damals frustriert in den Schrank gepackt hatte. Darüber hinaus hat Rolfing zu einer veränderten Sichtweise geführt: mein Blick war davor Richtung Boden gerichtet, und danach schaute ich wieder geradeaus. Ich nahm die Welt genauer, interessierter und zugewandter wahr. Meine Skoliose wurde stark gemindert, das Becken gerade, und ich konnte sämtliche Schuhsohlenerhöhungen entfernen.
Auch heutzutage nehme ich ab und an Sitzungen in Anspruch, wenn sich Stress, alte Muster oder ungünstige Bewegungsprofile wieder Bahn brechen. Ebenso empfehle ich allen meinen Schüler*innen das Rolfing. Jeder, der künstlerisch tätig ist, kann durch diese Therapieform zu einer kräfteschonenden, ästhetischeren und energieeffizienteren Körperbeherrschung geführt werden. Und das hört und sieht man.“
https://www.klavierunterricht-freiburg-koellner.de