TänzerInnen unterliegen einer erhöhten Verletzungsgefahr, was nicht selten mit unökonomischen Bewegungsmustern zusammenhängt.
Beispiele ungünstiger Bewegungsmuster bei Tänzern:
- Der Körper als Ganzes und bestimmte Regionen verkürzen sich in der Bewegung statt sich zu verlängern.
- Bewegung wird von äußeren Muskeln her initiiert (statt von inneren). Folgen: mangelnde Koordination, vorzeitige Ermüdung, wenig Krafteffizienz.
- Eine von den zwei oben beschriebenen Orientierungs- bzw. Bewegungsrichtungen ist oft unterentwickelt. Beispiel: beim Sprung mangelnde Nutzung des Eigengewichts oder ungenügende Raumorientierung. Folgen: mangelhafte Koordination, unnötiger Kraftaufwand.
- zu wenig Verbindung zwischen Ober- und Unterkörper in der Bewegung
- Der „obere Schwerpunkt“ des Körpers (um T 4) liegt zu weit vorn oder hinten. Folge: schlechte Kraftübertragung, zu viel Kraft muss von den Armen geleistet werden.
- zu wenig Bodenkontakt, unausbalanciertes Abstoßen/Abrollen. Folge: Fuß-, Knie- und/oder Hüft- gelenke weisen Torsionsmuster auf, sind komprimiert und/oder arbeiten zu hart.
Ständig wiederholte Bewegungsabläufe führen zu strukturellen Veränderungen, die häufig unerkannt bleiben und deshalb zu Symptomen führen können. Muskelverletzungen führen zu Verklebungen benachbarter myofaszialer Strukturen, was lokal Beweglichkeit und Stoffwechsel einschränkt und zur „parasitären“ Beteiligung benachbarter Muskeln führt.
Nach Verletzungen wird in der Rehabilitation meist zu wenig berücksichtigt, dass Verletzungen und Operationen über das myofasziale Netz weitreichende strukturelle und propriozeptive Wirkungen in anderen Körperregionen haben.
Im Rolfing® arbeitet der Rolfer™ mit Künstlern zusammen an einer umfassenderen Wahrnehmung einer integrierten Bewegung. Diese Bewusstheit erlaubt TänzerInnen Bewegung und Gestik in einer ausbalancierten Art und Weise zu koordinieren, mit Effizienz und mehr Ausdrucksvermögen.
Tänzerische Bewegungsqualität hängt unter anderem ab von der Orientierungsmöglichkeit des/der Tanzenden in seiner Beziehung zur Schwerkraft. Jeder Mensch hat eine Präferenz: er/sie orientiert sich mehr am Boden oder mehr am Raum.
Die Unterschiede zwischen beiden Möglichkeiten lassen sich sehr schön beobachten im Film “Ziegfeld Follies” von Vincente Minelli über die beiden Tänzer Fred Astaire und Gene Kelly. Beide tanzen nebeneinander im gleichen Takt und mit denselben Tanzschritten. In der Zeitlupe wird deutlich, dass Fred Astaire sich mit Hilfe der räumlichen Orientierung bewegt. Er benutzt seine Augen: erst kommt der Blick, dann der Schritt. Die Bewegung beginnt mit dem Kopf, der den Augen folgt. Gene Kelly dagegen spürt den Boden mit seinen Füßen, benutzt den Widerstand des Bodens und bewegt sich von daher in den Raum.
Die Arbeit mit dem Rolfer/der Rolferin kann helfen, die eigene Präferenz herauszufinden, sie besser zu nutzen und das schwächere Orientierungssystem zu stärken. Dadurch lernt ein(e) TänzerIn, zwischen beiden Seiten, der bodenorientierten und der raumorientierten, zu wechseln. Dies ermöglicht fließendere, effektivere und ausdrucksstärkere Bewegungen.